Das letzte Sommerferienwochenende stand auch heuer für die beliebte Drei-Tage-Fahrt des Moosburger Alpenvereins. Ziel war diesmal wieder Osttirol, genauer der Nationalpark Hohe Tauern. Als Stützpunkt wurde ein schon bekanntes Hotel, wunderschön am Hang über Matrei gelegen, angesteuert.
Der Wetterbericht sagte herbstliche Temperaturen mit Regen voraus, aber man war guter Dinge, die geplanten Touren auch bei durchwachsenem Wetter durchführen zu können.
Nach vierstündiger Fahrt wurden kurz nach dem Felbertauerntunnel die Wanderschuhe geschnürt, eine warme Jacke und Regenkleidung im Rucksack konnten nicht schaden.
Los ging’s am Matreier Tauernhaus (1512 m) in den „schönsten Talschluss der Ostalpen“, ins Gschlößtal, von wo man einen Blick über die Gletscherwelt rund um den Großvenediger haben soll.
Am Waldrand marschierte man entlang des Gschlößbaches zum „Bilderbuch“-Almdorf Außergschlöß und an der Felsenkapelle Maria-Schnee, die wegen Lawinengefährdung in einen Felsblock hineingebaut worden war, vorbei nach Innergschlöß (1691 m) am nördlichen Fuß des Großvenedigers (3667 m). Üppiges Grün, vermischt mit Gelbtönen, beherrschte das Tal – für den, der Grün liebt, eine Pracht! Jetzt wurde ein schweißtreibender Rundweg, der Ochsenwaldweg, eingeschlagen. Über große Felsplatten und Minibäche ging’s in Serpentinen stetig aufwärts, vorbei an weißen Moorbirken, Lärchen, grünen Farnen und noch Frucht tragenden Blaubeersträuchern zu einem hölzernen Wegkreuz, das an einer mächtigen alten Zirbe angebracht war. An den wolkenverschleierten Berghängen zog sich eine bunt gekleidete Karawane hinauf. Urige Gattertore grenzten die Weidegründe ab, Riesenfindlinge säumten den Weg und das Rauschen der Schmelzwasser des Schlatenkees überm Talschluss wurde immer lauter. Nach der Weggabelung stieg man an den beeindruckenden Moränen des sich bereits weit zurückgezogenen Gletschers entlang wieder hinunter nach Innergschlöß, von wo die inzwischen schon etwas ermüdeten Wanderer mit einem Traktorbus hinaus zum Taleingang gebracht wurden. Der Reisebus setzte nun seinen Weg zum Hotel fort.
Nach einem stärkenden Frühstück, das Wetter hatte sich kaum verändert, um die 11° C im Tal, wurde am zweiten Tag das Virgental, im Norden begrenzt durch die Venedigergruppe, angesteuert. Das heutige Ziel war das Umbaltal mit seinem „Natur-Kraft-Weg Umbalfälle“. Am Ende verzweigt es sich in mehrere Nebentäler, je nach Abfluss der Gletscherwasser.
Von Ströden (1403 m), dem noch befahrbaren Beginn des Tales, ging es in einer halben Stunde Fußmarsch zu den Jausenstationen Islitzer- und Pebellalm (1513 m). Unterwegs konnte man von metallenen Aussichtskanzeln auf die reißende Isel blicken, die hier wasserfallartig zu Tale rauscht. Der Wasserschaupfad Umbalfälle wurde eingerichtet, um die „landschaftsformende Wirkung und das Wesen eines Gletscherbaches“ zu zeigen.
Der gelbe Wegweiser zeigte jetzt 2,5 Stunden Gehzeit zur Clarahütte (auf 2038 m) des DAV an. Dorthin wollte man es schaffen! Anfangs noch auf breitem Wanderweg, einige Male den rauschenden Gebirgsbach auf hölzernen Stegen querend, ging es anschließend kräftezehrend auf einem mit Rundlingen verstärkten Stufenweg das inzwischen schluchtartig enger gewordene Tal hinauf. Aus Ehrfurcht vor der Natur und der Gewalt des Wassers waren eiserne Tafeln am Wegrand mit sinnigen Texten angebracht. Zwischenzeitlich hatten eifrige Steinesammler an flachen Uferstelllen eine Menge „Stoamandl“ aufgebaut, was der Örtlichkeit einen tibetischen Touch verlieh.
Immer weiter, immer höher ging’s hinauf, am tosenden Wasser entlang, vorbei an Grün- und Grauerlen, die den feuchten Standort hier im Umbaltal besonders lieben, an Vogelbeerbäumen, Himbeer-, ja sogar Alpenjohannisbeersträuchern, an giftigem Eisenhut und grauem Alpendost, wie eine Schautafel die Wanderer belehrte.
Endlich wurden die Pfade flacher, und das Wasser der Isel rauschte inzwischen tief unten. Der Talschluss aber verbarg sich noch hinter mehreren Kehren und weiße Wolkenschwaden drückten sich tiefer zwischen die grünen, schroffen Berghänge.
Da überraschte der gischtende Wasserfall des Reggenbaches die Wanderer direkt rechts am Weg! Man fühlte sich nach Norwegen versetzt!
Die Hinterlassenschaften von Schafen auf dem Boden und auch ihr aufgeregtes Blöken ließen vermuten, dass die Clarahütte nicht mehr weit war. Da duckte sie sich auch schon ins Grün der Landschaft, und rundherum wurden die Schafe von der Sommerweide zusammengetrieben zum Abmarsch ins Tal. Der Wetterbericht hatte für die kommende Nacht Schnee im Hochgebirge vorausgesagt!
Nach einer erholsamen Pause auf der Hütte beeilte man sich, noch vor den Schafen auf gleichem Weg wieder zurück ins Tal zu kommen, aber noch vor den Jausenalmen zeigte die Vierbeinerherde ihre Geländegängigkeit und drängte sich an den Wanderern vorbei. Nach einem flotten Marsch auf der Mautstraße war der Bus bald wieder erreicht.
Als besonderes Zuckerl wurde bei der Rückfahrt zum Hotel Halt gemacht in Obermauern am Eingang des Virgentales bei der spätgotischen Wallfahrtskirche Maria Schnee mit eindrucksvollen Fresken.
Für Sonntag war ein Alternativprogramm angesagt, sollte es am Morgen schon regnen, doch noch konnte man die Wanderkleidung anziehen. Nachdem die Koffer wieder im Bus verstaut waren, wurde Kals am Großglockner angesteuert. Mit einer Wanderung ins Dorfertal durch die wildromantische Dabaklamm bis zur Bergeralm (1636 m) konnte nichts falsch gemacht werden. Der Weg war erst Anfang des 20. Jahrhunderts in den Fels gehauen worden.
Das Dorfertal sollte einst zu einem großen Stausee geflutet werden, doch die kämpferische Bürgerinitiative von Kals, allen voran die Frauen, verhinderten durch ihren unerbittlichen Kampf die Zerstörung dieses Naturjuwels mit seinen Almen. Erst 1989 wurde der geplante Großkraftwerksbau aufgegeben.
Einen Vorteil hatte die Planung, es wurden nämlich die Wege verbreitert und sogar kurze Tunnels in den Fels gesprengt, so dass die Almen jetzt besser zugänglich sind.
Während des zügigen Marsches zur Bergeralm musste aber nun doch die Regenkleidung ausgepackt werden! In der Jausenhütte gab es köstliche Schmankerl aus der Region zur Stärkung. Auf dem Rückweg zum Bus stellte so mancher Wanderer in Anbetracht des Regens einen persönlichen Rekord im Schnellgehen auf.
Um 7 Uhr abends war Moosburg wieder erreicht.
Leider mussten wir diesmal auf unsere kleine Sonntagsandacht mit Gebet und Gesang verzichten, die unser Mitglied Rudi oftmals so gefühlvoll zelebriert hatte!